Dienstag, Juni 01, 2010




Leider kann ich nicht mehr so wie gewuenscht auf Computer und Digi-Cam zurueckgreifen (Laptop Totalschaden), weswegen ich hier lange nichts veroeffentlicht habe. Hier aber einige Bilder von letzter Woche, der Demonstration von Studenten und Dozenten der Hebraeischen Universitaet, auf dem Weg ins 10 Minuten entfernte Scheich Jarrah.

In diesen Tagen kommt man eher weniger auf den Gedanken, dass es hier noch normale Leute gibt. Die Nachrichten zeigen gerne den Israeli in Ashdod, der sich gefreut haette, wenn sie gleich alle Schiffe der Gaza-Flotte versenkt haetten (http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,697862,00.html).
Zwar nicht der “Durschnittsisraeli”, aber eine tolle Schlagzeile, und die Empoerung ist gesichert. Haette man mit dem gleichen Kommentar nicht auch die Nicht-Durchschnittsisraelis aus Tel Aviv zeigen koennen, die dort ihrem Unmut ueber die Militaeraktion Ausdruck verleihen?

Andererseits steckt in meiner Kritik natuerlich auch der Wunsch, dass die kritischen Stimmen in Israel zunehmen. Denn es duerften wirklich mehr sein: auf der Demo in Scheich Jarrah sollen zwischen 300 und 500 Leute gewesen sein. Zusaetzlich dezimiert um die Personen, die in vorherigen Demonstrationen “aufgefallen” waren, und denen von der Polizei das Verbot ausgesprochen worden war, die Demo zu besuchen.

Dienstag, März 30, 2010

Morgens, mittags, abends.






Alltagseindrücke: Nebensaechliche Elemente hab ich leider vergessen zu fotografieren (Uni), habe mich auf wirklich Wichtiges zu konzentrieren versucht (Falafel). Naechstes Mal dann auch mit Gesichtern von hier...

Donnerstag, März 18, 2010

Qalandia

Ich wurde gefragt, ob ich nicht am Samstag mit nach Hebron fahren wolle. Na klar komme ich mit. Dachte ich. Bis mich Sonja (die sich ja schon im letzten Post so herzallerliebst um mich gekümmert hat) darauf hinwies, dass mein Visum momentan keine Ausreise gestatte, ich also besser meine vier Buchstaben in Kernisrael belassen solle. Hier also die Begründung:


Es war vor einigen Wochen, da sind Flo und ich zusammen nach Nablus gefahren. Eine zumeist unkomplizierte Tagesreise. Dort angekommen sind wir über den Markt geschlendert, haben den Berg Gerizim erklommen, uns eine türkische Sauna in der Altstadt gegönnt, am Ort der Herkunft "Knafeh" verkostet, eine arabische Süßigkeit, und... ja, jetzt kommt der miese Teil der Geschichte.


Um nach Jerusalem zurückzukehren, mussten wir durch den Checkpoint Qalandia. Der war glücklicherweise nicht so voll, so dass wir gleich entlang der dafür vorgesehenen Käfigführung bis ins Gebäudeinnere zu den Drehtoren kamen. Dort wartet man dann nochmal, bis man selbst dran ist, und kann solange zuschauen, wie sich die Vorgänger so machen. Als jemand mit bordeaux-roter Eintrittskarte hat man eh keine großartigen Probleme zu erwarten. Aber dem war diesmal nicht so. Denn der hinter 5cm dickem Plexiglas sitzende israelische Soldat winkte mich, als ich ihm meinen Reisepass zeigte, im letzten Moment zurück, weil er mein Visum nochmal sehen wollte. Mein bereits in Berlin ausgestelltes Studentenvisum wies eine einjährige Gültigkeitsdauer auf, und war dazu geschmückt mit einem Ein- und Ausreisestempel in den Sinai vom Ausflug im August. Und irgendwas missfiel ihm daran. Er bat mich also, doch mal eben "zu ihm rumzukommen". Also jetzt, sofort. Gesagt, getan. In unmittelbarer Entfernung war auf der Seite der Soldatenbüros eine dicke, schwere Metalltür - genau so bordeaux-rot wie mein Reisepass und genau so bordeaux-rot wie mein Gesicht, wenn ich mich richtig aufrege.



Hinter dieser Tür befand sich in zwei Metern Entfernung noch eine Tür - die... jedoch abgeschlossen war. In dem Moment, in dem du merkst, dass du jetzt in der Falle sitzt, weil sich die erste Tür bereits geschlossen hat, was machst du? Ich fand es, um es auf den Punkt zu bringen, einfach nur entwürdigend. Was dann weiter passierte, war, dass man mir sagte, mein Visum sei nicht in Ordnung, man werde es klären, und mich in 10 Minuten gehen lassen (Müsst ihr mich dazu einsperren?). In der Zwischenzeit sah ich also durch ein Plexiglasfenster in den Büroraum der Soldaten. Die Soldaten haben mich mehrere Male gebeten mich hinzusetzen, und hätte ich das gemacht, so wäre ich aus ihrem Blickfeld verschwunden. Nee, den Gefallen tu ich euch nicht!


Mittlerweile waren zwanzig Minuten, einige Telefonate und Bekundungen rum, mich ja gleich gehen zu lassen. In der Zwischenzeit hörte ich also trotz Plexiglas ihren Gesprächen zu. Die sich darum drehten, dass die Zigaretten langsam zur Neige gingen. Und an den Sicherheitsautomaten auf ihren Tischen spielten sie herum wie an Spielkonsolen. Dazu das rein äußerliche Erscheinungsbild "meines" Soldaten, das es mir nicht gerade einfach machte, ihn gern zu haben: Hose auf halbacht, fett, unrasiert und Baseballcap. Nicht, dass ich anderen vorzuschreiben hätte, wie sie rumlaufen sollen, oder dass ich nicht selbst mal im Gammel-Look auftauche. Aber ich wollte, dass man sich um mich kümmert, mir zumindest keine falschen Auskünfte gibt, sondern dass man die Sache so schnell wie möglich beenden kann, und ich hier raus kann. Die Gefühle, die ich in meiner Sicherheitszelle so hatte, waren nach knapp vierzig Minuten auf einer Stufe, in der man nur einen Funken braucht, um loszugehen. Allerdings kam dieser Funken nicht. Unter den Bewohnern des Westjordanlands soll es ja auch professionelle Funkenschläger geben, die heißen dann Hassprediger oder so. Allerdings wäre ein solcher jetzt schwer zu mir durchgekommen.


Anstattdessen hatte ich glücklicherweise mein Handy in der Zelle, wodurch ich indirekt das deutsche Generalkonsulat in Ramallah an der Strippe hatte. Die bereits mit dem Checkpoint in Kontakt waren, und wie sich später herausstellte, ein allzu strenges Vorgehen vielleicht verhinderten. Was simplerweise gehießen hätte, "Visum ungültig - der Polizei übergeben - zum Flughafen - Abflug!"


Aber irgendwann, nach einer gefühlten Ewigkeit, es war eigentlich nur eine Stunde - ich hatte versucht, mich zu beruhigen, indem ich alte Quittungen und Papierkram aus meinem Portemonnaie raussortierte, irgendwann ging also die Tür auf. Dort draußen wartete dann Flo. Mit dem ich zwischendurch schonmal Worte gewechselt hatte. Die Zelle war nämlich durchaus stabil und sicher, aber nicht wirklich schalldicht.


Der Soldat entließ mich mit den Worten, ich solle schleunigst zum Innenministerium gehen, da mein Visum abgelaufen sei. Ob man wirklich kurz davor gewesen war, mich auszuweisen, weiß ich nicht. Ich kann mir gut denken, dass der indirekte Draht zum Generalkonsulat mein Glück war. Wie auch immer, ich war draußen, und auf dem Weg zum Anschlussbus nach Jerusalem. Als ich dem Busfahrer mein Ticket zeigte, was ich zuvor in Ramallah gelöst hatte, schaute er mich fragend an: "Das war vor zwei Stunden gültig?!" Aber er verstand dann recht schnell, womit ich die zwei Stunden zugebracht hatte. Ich bin ja schließlich kein Einzelfall.



P.S. Eigentlich wollte ich einen der nächsten Posts auf Hebräisch schreiben (was dann demnächst geschieht). Das Thema ist für Israelis allerdings eher uninteressant, weil schlicht "Nomalität". So gut wie jeder hat drei Jahre Militärdienst hinter sich. Und da macht man nicht nur Grundausbildung, sondern man arbeitet bspw. mit 20 Jahren am Checkpoint. Und zweitens, spricht es doch eher den Typus Mensch an, der gewohnt ist, für seinen Fla in die Niederlande, für seinen Käse nach Frankreich und für nen Bier nach Tschechien zu fahren, weil die Grenzen offen sind und die Welt ihm gehört.

Mittwoch, März 17, 2010

Was bisher geschah


Sommer 2009. Stress in der gemeinsamen Wohnung in Leipzig-Südvorstadt. Alles auf Israel eingestellt. Abflug Ende Juli. Dann zwei Monate Intensiv-Sprachkurs an der Hebräischen Universität Jerusalem. Zwischendurch Wochenende im Sinai, auftanken und tief einatmen. Seit Oktober Single & Studium der Judaistik (Talmud, Midrasch), Neu-Hebräisch, Arabisch (gesprochenes!). Regelmäßig Begleitveranstaltungen vom Programm Studium-in-Israel aus. Genuss der israelischen Mentalität...
Winter in Israel, Weihnachten Spaziergang nach Betlehem (siehe Foto). In meinem Zimmer kann ich meine Hand zwischen Hand und Fensterrahmen durchstecken, was für Durchzug sorgt. Importschwierigkeiten Fensterkleber, der Sommer kommt meinen Reparaturbemühungen zuvor. Immer wieder Ausflüge in Israel (Negev, Golan) und Westjordanland (Ramallah, Hebron, Nablus) mit teilweise unangenehmen Folgen bei der Rückkehr über Checkpoint Qalandia bei der Tour nach Nablus.
Fleißig Leute kennengelernt, auch -innen, aber nix Ernstes. Weihnachtliche Spontanidee nach Pyrmont zu kommen. Zum Glück nicht durchgeführt (Die Landwehr hat sich mal wieder einen Weihnachtsstreit gegönnt). Im Januar und Februar dann mieses Wetter in Israel. Regen, ungemütlich. Zwei Wochen krank und extensiver Tatort-Konsum. Seit März ist so gut wie Sommer hier (mitunter 32 Grad!). Stimmungshoch, weil Wochenende in Tel Aviv. Dort auch Volontariat als Segler für Leute mit allerlei Behinderungen (ADS, Down-Syndrom). Sonne scheint ins Zimmer. Nachricht von Sonja, wohin ich verschwunden sei, ob alles in Ordnung sei. Oh ja!

Übersetzung

Demnächst werde ich eine kurze Übersetzungsarbeit für eine Tänzerin aus Tel Aviv übernehmen. Wurde da um Ecken gefragt, und da es den Originaltext sowohl auf Englisch als auch auf Hebräisch gibt, hab ich sofort zugesagt.
Anbei ein Video der Auftraggeberin. Ich glaube, ich sollte mal nach Freikarten fragen...

http://www.youtube.com/watch?v=jpfC7IIduTs

Dienstag, März 16, 2010

Wer mir so vor die Nase läuft

Angetan von einem Gespräch mit einem guten Freund, kam mir die Idee, ein Blog aufzumachen. Kontakt zu halten ist manchmal nicht so einfach, wie man gerne hätte. Hier also ein Versuch zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen. Denn ebenso passieren hier in Israel allerhand Dinge, die es verdienen erzählt zu werden.
Soviel also zum Warum, denn grundsätzlich war ich ja nie ein Fan von diesen Internet-Parallelwelten, sondern lebe und kommuniziere gerne tagsüber mit dem Kioskverkäufer, dem Busfahrer oder wer mir sonst so vor die Nase läuft.

In Zukunft also der Versuch, hier eine zweite Schneise zu schlagen.